Bettys Blog

(Kommentare: 5)

Schnee-Pinkel-Rallye im Waldviertel ?

Die ersten 17 Jahre meines Lebens fristete ich in den Wäldern dieses verwunschenen Urwaldes mein Dasein. Auch heute wird mein Herz noch weit, wenn ich in diese Landschaft eintauche. Doch die Entwicklung des Menschen vom Höhlenbenutzer zum englischen Klosettbesitzer dürfte aufgrund der geografischen Lage nur holprig vonstatten gehen. Auch Biologielehrer dürften das Sexualleben des Schmetterlings als ausreichendes Bildungsniveau für ihre Schüler empfinden. Wie sonst könnte es sein, dass das Rallyeorganisationsteam die weibliche Pinkelpause ignoriert?

Letzten Freitag fuhr ich mit meinem mir Angetrauten in unserem günstig erworbenen, frisch aufgemotzten Volvo P 1800 S zu der Wald4tel classic-Rallye ins wildromantische Dörfchen Ysper. Meine Aufgabe bestand darin, am ersten Tag meinen Ehemann als Beifahrerin - weil alle avisierten Beifahrer männlicher Art aus irgendeinem, wahrscheinlich "sehr wichtigen Grund", nicht erscheinen konnten - zu unterstützen.

Rallye im Schnee Schon bei der Startnummernziehung sah ich mich hauptsächlich sehr männlich-animalischen Rennfahrern und deren Copiloten gegenüber. Vereinzeltes Aufkommen von weiblichen Gemütern ließ mich kurz durchatmen. "Immerhin", sagte ich mir, "nicht nur "richtige Männer" werden diese Blechkisten durch die arktische Landschaft im Norden Österreichs lotsen".

Dem war auch so. Es durften alle anwesenden Damen die wettbewerbsfiebernden Testosteronkompensatoren vier Stunden lang idealerweise fehlerlos durch Wind, Acker, Schneehaufen und eine unzählige Anhäufung von Bäumen lotsen, doch den durch Konzentration und Anspannung strapazierten Blasen der weiblichen Kartenleserinnen wurde in keinster Weise Aufmerksamkeit und Wertschätzung zuteil. Interessanterweise baumelten bei jedem Etappenziel einige unbedeckte männliche Harnröhren in der Gegend "herum" , aber" das, was Frauen lieben" - eine englische "Brille" mit Tür für den minütigen Rückzug - wurde verweigert, ignoriert, vergessen oder bewusst vorenthalten, um endlich die Intelligenzia dieser Erde wieder aus der Autofahrerszene zu ekeln. Konkurrenz macht brutal.

Bestätigt wurde mein negativer Denkansatz am zweiten Tag der Rallye, wo ich selbst als Fahrerin weder ein Zeitkontigent (wir fuhren 5 Stunden und 30 Minuten durch, ohne vorgesehene Pinkelpause), noch eine brillenähnliche Örtlichkeit mit Intimschutztür ausmachen konnte. Männer machten wieder ihren Sprung ins Freie zur nächstgelegenen Fichte, um ihren Bedürfnissen medienplatziert gerecht zu werden und Frauen saßen mit "gelben Augen und verklemmten Beinen" am Beifahrersitz.

Unter Androhung, dass ich die Menschenrechtskommission in Den Haag auf diese frauenfeindliche Organisationsvertretung hetzen würde, handelte mir mein verständnisvoller Gatte beim folgenden Etappenziel mit anwaltlichem Geschick eine Zwei-Minuten-Pinkelpause in einem Sozialtreff der eingeborenen Waldbewohner (Wirtshaus mit "englischen Komforzien") aus. Diese nützte ich aufgrund der dringlichen, nierenbedrohlichen Lage mit lautem Gezeter ("Sklaventreiber", "frauenfeindliche Waldmenschen" und ähnliche Betitelungen warf ich verbal und gedanklich dem nicht vorhandenen Veranstaltungsteam an den Kopf).

Das lange Zurückhalten des Harndranges schließt Folgen in Form eines psychischen Blasentraumas mit Langzeitschäden nicht aus und ich werde für diese eine Schmerzensabgeltung in flüssiger Form (Bier, Wein, Schnaps, Jägermeister), fällig im Jänner 2008, einfordern.

Männer der österreichischen Arktis: Ich rufe euch auf, frauenfreundliche Verhältnisse in eure Ralleyplanung miteinzubeziehen, sonst werden Euch alle weiblichen Fahrer, an denen ihr Euch qualitativ messen könnt, verlassen und alle Beifahrerinnen werden das Handtuch werfen und ihr werdet verzweifelt mit euren Blechkarossen durch die Wälder irren - einsam, verlassen, lebensmüde - und eure Karren ganz alleine aus den Schneehaufen scharren. Niemand wird sich mehr die Schuld einer verlorenen Rallye in die Stöckelschuhe schieben lassen.... und eure schlechte Laune - weil ihr nicht unter den ersten drei wart - neutralisieren.

Wollt ihr das wirklich?

Zurück

Kommentare

Kommentar von Tüchtige Biene |

Ich empfehle hier mal einen Besuch der Seite www.wildpinkeln.de.vu. Vielleicht löst sich dann das Problem...

Kommentar von Treppenlift |

Das könnte auch in einem Treppenlift passieren. Macht euch keine Sorgen, ihr seit nicht die einzigen Pechvögel dieser Art.

Kommentar von Christine |

Hallo Betty, ich habe soeben deine tief waldviertlerischen Pinkelerlebnisse gelesen und muss eingestehen, so was passiert einem als Frau laufend. Als daheimgebliebene, aber trotzdem immer wieder einmal reisende Waldviertlerin muss ich aber eindringlich warnen: das gibt es auch in der großen weiten zivilisierten Welt. Man höre und staue: November 2006, mein Göttergatte und ich reisen nach Nürnberg. Unsere umwelt- und geldbörsenschonenden Gedanken ließen uns dort mit öffentlichen Verkehrsmitteln in Kontakt zu treten. Am Hauptbahnhof in Nürnberg angekommen, meldete sich, auch aufgrund eines saukalten zugigen Wetters, meine Blase. Ich schaue, sehe ein eindeutiges Schild und stürme, mein Lebensglück hinter mir lassend, auf die Tür mit der Aufschrift "WC" zu. Hinter der Tür verbarg sich ein Münzautomat (EUR 0,50) welche ich sofort opferte, doch erkannte ich im selben Augenblick, dass dies ausschließlich ein Herren-WC sei. Geldsparender Weise ging sofort mein Angetrauter Wasser lassen und ich wartete, mit Sack und Pack, und verkreuzten Beinen auf diesen vor der Tür, als mich eine Dame ansprach, wo denn das WC für Damen sei. Dieser teilte ich mit, dass ich selbst auf der Suche sei, was ich auch einige Minuten später sofort wieder tat. Wir hatten 20 Minuten Zeit bis unser Zug abfuhr, also liefen wir treppauf, treppab im ganzen Bahnhofsgelände hin und her und fanden laufend WC's für das starke Geschlecht. Also eine reine Männerdomaine. Nun wurde es schon eng, als ich plötzlich hoch oben ein Schild eines Gastronomiebetriebes im Bahnhofsgelände entdeckte, die Rolltreppe raufstürmte und - zu meinem Erstaunen nur Pfeile in Richtung "Mr. Clean", oder so ähnlich, entdeckte, wo sich ein Damen WC befinden sollte. Es waren noch 8 Minuten bis zur Abfahrt unseres Zuges. Bei Mr. Clean stand am Drehkreuz ein Geldautomat für EUR 1,50 !!! (Sonderpreis für Damen, dafür hätte ich dort auch Haare waschen können). Ich hatte genau 1 Euro, 2 x 20 und 1 x 10 Cent, der Automat wollte aber nur 50 Cent Stücke. Ich rief, unter mächtigem Druck, nach Hilfe, worauf eine nette Dame aus den hinteren Zellen erschien und gemächlich mein Geld wechselte. Um es kurz machen, nun ging es sehr schnell. Ich erledigte mein mittlerweile akutes Bedürfnis, rannte raus zu meinem Wolfgang, wir rannten die Treppen runter, die Rolltreppen wieder rauf, entwerteten die Fahrkarten, liefen auf den Bahnsteig und - sahen genau noch die Rücklichter unteres Zuges. Detail am Rande - während wir 1 Stunde auf den nächsten Zug warteten und zum Zeitvertreib etwas aßen und tranken (selbstverständlich in der Nähe von Mr. Clean), kamen zwei weitere Damen auf mich zu und fragten mich verzweifelt nach dem WC für Damen. Dies alles wohlgemerkt am Hauptbahnhof in Nürnberg, wo es nicht einmal Fichten o.ä. gibt. Und mit dem Hinpinkeln mitten in die Bahnhofshalle hatten wir alle Probleme. Ich glaube daher, dass wir generell in der ganzen EU noch immer nicht wahrgenommen werden. Also auf auf, wir haben noch viel Arbeit. LG - Christine

Kommentar von gerhard könig |

liebe betty wir müssen dir recht geben und haben keine pausen eingeplant (das war der fehler nummer 1) dann habe ich bei der einweisung der faher ud beifahrer vergessen euch zu sagen, das ihr natürlich für solche fälle eure startzeiten um ein paar minuten verschieben könnt. ( das der fehler nummer 2) am samstag habe ich gesehen wie schlecht es um dich steht und dann hast du deine pinkelpause bekommen (ich war der grauhaarige im wald), übrigens nicht als einzige, ( das war meine gute tat nummer 1) also liege ich nur mit einem fehler im rückstand und den werde ich und auch alle beteiligten nächstens sicher nicht aufkommen lassen. wir freuen uns trotzdem sehr über deinen bericht und werden ihn mit unserer hompage verknüpfen, denn es kommt dabei sehr viel freude herüber und man (mann) merkt da es euch spass gemacht hat. also nochmals um entschuldigung, bis zum nächsten mal das w4rc team gerhard könig

Kommentar von Wolfgang der Versenker obigen Volvos |

Trotz witgehend leerer Blase ,gefärbte Augen gehabt ! Nicht gelb ,das ist ,scheint's ,den Mädchen vorbehalten ,sondern tiefrot . Vom Ausschaufeln nämlich ,denn das ist noch immer eine letzte männliche Bastion . Nächstes mal vielleicht einen Van fahren ,da ist genug Platz für ein Stehklo . Auch von Herumhängenlassern zu bevorzugen ,ihr Holden habt ja keine Ahnung ,was Wind und Kälte alles anrichten können . Nehmen das aber einfach in Kauf ,weil wir keine Warmduscher ,Garagenparker und Sitzpinkler sind . Als Frauenfreund und ebensolcher Versteher habe ich euer Begehren bereits beim Veranstalter mit Nachdruck deponiert ,denn wir wollen euch dabei haben ,bei den Männervergnügen . Wie Rallyefahren und so .... Ein Küsschen sei mir deshalb gewährt liebe Betty . Mit einer Träne im Knopfloch , Wolfgang

Einen Kommentar schreiben